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Biodiversität – die Biene im Mittelpunkt

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Eine Stadt, die blüht

Hünfeld setzt Zeichen für Biodiversität / Bienenlehrpfad am Haselsee

 

Hünfeld. Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und zahlreiche andere Insektenarten schwirren am Hünfelder Haselsee. Aus der Natur sind die kleinen Tiere nicht wegzudenken. Auch für uns Menschen sind sie wichtig: Sie bestäuben Wild- und Kulturpflanzen und sichern so jeden Tag aufs Neue die Grundlage für unser Leben. Biodiversität ist in diesem Zusammenhang ein bedeutendes Schlagwort, das auch für die Stadt Hünfeld Priorität hat.

 

Biodiversität (siehe unten) ist die wesentliche Voraussetzung einer intakten Natur. „Sie bildet die Lebensgrundlage für den Menschen“, erklärt Silke Weber aus Eiterfeld-Soisdorf, Vorsitzende des Kreisimkervereins Hünfeld. Eine wichtige Rolle dabei haben Bienen. Sie sind in Mitteleuropa die wichtigsten Pflanzenbestäuber und tragen so erheblich zur Vielfalt des Lebens bei. „Bienen haben für das ganze Ökosystem eine wichtige Bedeutung“, hebt Silke Weber hervor. Nach Rindern und Schweinen seien Bienen die wichtigsten landwirtschaftlichen Tiere.

Um die Bedeutung der Biene mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, wurde 2016 der Bienen- und Insektenlehrpfad am Hünfelder Haselsee eröffnet. „Die Imkerei hat eine große Tradition im Altkreis Hünfeld“, verdeutlicht Silke Weber. Den Kreisimkerverein Hünfeld gibt es seit 1969. Er besteht aus vier Ortsvereinen – Burghaun, Eiterfeld, Hünfeld und Nüsttal. Mit derzeit rund 170 Imkern werden rund 1200 Bienenvölker bewirtschaftet.

Zusätzlich zum Bienenlehrpfad gibt es einen Lehrbienenstand, der die Möglichkeit für Lehr-, Ausbildungs- und Informationszwecke gibt. „Der Lehrbienenstand ist eine Bereicherung für unsere Imkerei und zugleich ein Signal für die Zukunft der Imkerei im Altkreis“, sagt Jürgen Held, Vorsitzender des Imkervereins Hünfeld.

Derzeit boomt die Imkerei – das freut Silke Weber und Jürgen Held. Viele Nachwuchsimker wurden in den vergangenen Jahren gefunden. „Jedem Neu-Imker steht ein Imkervater zur Seite“, verdeutlicht Jürgen Held. Bevor ein Imker ein eigenes Bienenvolk bekommt, schaut er erfahrenen Kollegen über die Schulter. Der Lehrbienenstand ist dafür ein idealer Ort. In den Sommermonaten trifft sich der Kreisimkerverein immer freitagnachmittags am Lehrbienenstand. „Dort arbeiten wir an Bienenvölkern, führen die Jungimker heran, beantworten Fragen und probieren Neues aus“, erklärt Jürgen Held.

Es ist ein sehr zeitintensives Hobby“, sagt Silke Weber, die 13 Bienenvölker versorgt. Wie andere Tiere bräuchten auch Bienen Pflege. Die Hauptzeit des Imkerns findet von April bis August/September statt, aber auch im Winter muss beispielsweise überprüft werden, ob die Bienen genug Futter haben. Im Mai beginnt jedes Jahr die erste Ernte, im Juni und Juli folgen weitere Ernten. „Je nach Bienenvolk wird zwei, drei oder vier Mal pro Jahr geerntet“, weiß Jürgen Held. Im Sommer gibt es bis zu 40.000 Bienen in einem Volk, im Winter sind es zwischen 8.000 und 10.000 Bienen.

Um sich wortwörtlich in eine Biene hineinzuversetzen, ist die begehbare Holzskulptur Biene Maja am Haselsee ideal. „Sie ist ein großes Highlight des Bienen- und Insektenlehrpfades“, macht Silke Weber deutlich. Durch die Facettenaugen können Besucher entdecken, wie Bienen ihre Umgebung sehen.

Hünfelds Bürgermeister Stefan Schwenk hat den Bienenlehrpfad von Anfang an unterstützt. Er ist in Kooperation mit der Stadt Hünfeld und der NABU-Ortsgruppe Hünfeld entstanden und wurde mit Fördermitteln des Landkreises Fulda finanziert. „Wir tun alle gut daran, Bienen besondere Aufmerksamkeit zu schenken“ verdeutlicht Schwenk und spricht den Imkern ein großes Lob aus. „Imker hegen und pflegen ihre Bestände unter oft schwierigen Bedingungen. Sie leisten damit nicht nur einen wertvollen Dienst für Natur und Landwirtschaft, sondern es ist ein Dienst an uns allen“, betont der Bürgermeister.

Auch Silke Weber hebt die Bedeutung des Bienenlehrpfades hervor: „Mit unserem Projekt möchten wir einen Impuls setzen, unsere Natur mit ihrer Artenvielfalt und Schönheit zu erhalten und diese zu unterstützen, damit auch unsere Kinder und weitere Generationen gesund darin aufwachsen können.“ Der Insektenlehrpfad bringe den Besuchern ein individuelles, standortspezifisches Thema näher – mit Hilfe von sechs Lehrtafeln über die heimischen Wildbienen und Insekten. Außerdem gibt es vier Insektenhotels. „Der Bienenlehrpfad kann für öffentliche Präsentationen dienen und auch für Schulklassen eine anschauliche Hilfe sein“, erklärt sie.

Der Erhalt der Artenvielfalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – das sieht auch die Stadt Hünfeld so. „Wir schätzen unsere intakte Umwelt als hohes Gut“, erklärt Bürgermeister Schwenk. Aus diesem Grund beteiligt sich die Stadt an der Hessischen Biodiversitätsstrategie. Weltweit ist seit Jahrzehnten ein drastischer Rückgang der biologischen Vielfalt zu beobachten, schreibt das Hessische Umweltministerium in einer Infobroschüre. In der Biodiversitätsstrategie sind zahlreiche Maßnahmen definiert, die sich allerdings nur mit aktiver Unterstützung der Kommunen, der Bürger, Landwirte und Waldbesitzer erreichen lassen.

Jürgen Held und Silke Weber freuen sich, dass derzeit ein Umdenken in den Köpfen der Menschen stattfindet. Biodiversität und biologische Vielfalt sind Begriffe, die in aller Munde sind. Im Zuge der Biodiversitätsstrategie werden Landwirte und Jäger mit ins Boot geholt, Städte und Gemeinden – so auch die Stadt Hünfeld – errichten Blühstreifen. „Das Bewusstsein ist langsam da, dass sich etwas ändern muss“, hebt die Vorsitzende hervor. Der Kreisimkerverein Hünfeld hat in diesem Jahr zum Beispiel an jeden seiner Ortsvereine vier Kilo Saatgut verteilt. „In Hünfeld haben wir damit kleinere Flächen erblühen lassen“, erklärt Jürgen Held.

Es gibt viele verschiedene Ebenen, auf denen die Stadt Hünfeld dazu beitragen kann, die Biodiversität zu erhalten – und das tun wir aktiv“, hebt Bürgermeister Schwenk hervor. Das beginne bei der freiwilligen Selbstverpflichtung der Stadt Hünfeld, bei den Stadtgärten auf den Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen zu verzichten, das reicht über die Bevorzugung heimischer Baumarten bei Anpflanzungen bis hin zur Bereitstellung von Flächen innerhalb von Ausgleichsmaßnahmen oder Flurbereinigungsverfahren für den Erhalt von wertvollen Arten und Lebensräumen. „Wir arbeiten da in enger Abstimmung mit den anerkannten heimischen Naturschutzverbänden zusammen“, sagt Schwenk und fügt hinzu: „Auch in unseren Erholungs- und Freizeitanlagen achten wir sehr darauf, das Flächen auch der natürlichen Entwicklung vorbehalten bleiben. So wurden beispielsweise Blühwiesen im Bürgerpark und in der Freizeitanlage Seefläche Haselgrund angelegt, Gewässer renaturiert und Uferrandstreifen innerhalb der Flurbereinigung aus der Bewirtschaftung genommen und in städtisches Eigentum überführt.“ Die Erfahrung zeige, auch in Freizeitanlagen werden solche Flächen von den Besuchern durchaus geschätzt, weil sie ein Naturerlebnis vermitteln können.

Infokästen

Führungen am Bienen- und Insektenlehrpfad

 

Wie entsteht eigentlich Honig? Welche Sorten gibt es? Und wie und wo lebt die Biene?“ Bei Führungen am Bienen- und Insektenlehrpfad werden Kindern und Erwachsenen viele Fragen beantwortet sowie Wissenswertes über das Leben der Honigbienen und deren Nutzen, Bestäubung, Honig- und Wachsgewinnung vermittelt. Zudem wird jede Menge Anschauungsmaterial gezeigt. Führungen für Privatpersonen, Kindergärten, Schulklassen oder Vereine am Hünfelder Haselsee entlang des Bienen- und Insektenlehrpfadens können in der Tourist-Information in Hünfeld unter Telefon (06652) 180-195 oder per E-Mail an info@hessisches-kegelspiel.de gebucht werden.

 

 

 

Was ist Biodiversität?

Biodiversität oder auch biologische Vielfalt ist das auf der Erde existierende Leben in seiner gesamten Vielfalt, mit all ihren Wechselwirkungen.

Biodiversität umfasst drei große Bereiche, die eng miteinander verknüpft sind:

1.       Die Vielfalt der Ökosysteme – dazu gehören Lebensgemeinschaften, Lebensräume wie Wälder und Meere sowie Landschaften

2.       Die Vielfalt der Arten

3.       Genetische Vielfalt innerhalb der Arten